Kompressor |
Früher oder später fragt sich jeder, der Musik aufnimmt oder mischt,
warum seine Aufnahmen nicht so voll, rund, laut & dicht klingen wie Cd's oder Vinylplatten.
Meist bekommt er dann den Tip, es mal mit einem Kompressor zu versuchen.
Nun haben diese Geräte meist eine ganze Menge Potis, Schalter & Pegelanzeigen, was
warum welchen Effekt erzielt ist jedoch auf den ersten Blick selten zu durchschauen.
Das erste Missverständniss ist dabei:
"Ein Kompressor macht laut" falsch! Ein Kompressor macht eigentlich leise! Ein Kompressor
senkt die lautesten Signalteile ab & somit kann man das ganze Signal häufig wieder
anheben...& dann wirds im Verhältniss zu den höchsten Pegelspitzen lauter.
Der Kompressor verändert also das Verhältniss zwischen Pegelspitzen & "Lautheit".
wie fuktioniert das ?
Ein Kompressor mit unendlicher Ratio & sehr schneller Attacktime nennt man Limiter
Bei einem Kompressor wird zuerst der Arbeitspunkt definiert, dies ist der Punkt, ab
dem er anfängt zu arbeiten. dafür ist der Poti
Threshold
Zuständig. sobald der Pegel überschritten wird, welcher mit Threshold
eigestellt wurde, fängt der Kompressor an, das Signal abzuschwächen. nur, auf welche Art
regelt er?
Dafür gibts eine Menge weiterer Parameter z.Bspl.
Ratio.
Mit der Ratio wird bestimmt, wie stark das Signal "zusammengedrückt" wird, dass
den Threhold überschritten hat.
Eine moderate Einstellung ist z.b. 2:1. das bedeutet: Wenn das Eingangssignal z.b. 6dB
höher als der Threshold ist, wird es danach nur noch 2:1 dessen höher sein, also
3dB...jedoch nur, wenn der Kompressor sehr schnell reagiert & nicht erst, nachdem
schon mal was "durchgeschlüpft" ist. Das kann man jedoch einstellen, mit dem Poti
Attack(time)
Attack bestimmt, wie schnell der Kompressor reagieren soll. bei einer sehr kurzen Attacktime
werden auch ganz kurze Impulse (Transienten genannt) schon zum Anlass genommen
"zuzudrehen", bei einer langen Attacktime hingegen muss über einen längeren Zeitraum
ein hochpegliges Signal anliegen, damit der Kompressor reagiert. Nun haben nahezu alle
analogen Kompressoren die Eigenschaft, immer ein wenig zu spät zu sein. Sie können nur
"RE-agieren"...& das erst dann, wenn schon das erste kleine bisschen Pegelspitze
durchgeschlüpft ist, vorallem dann, wenn das Signal superschnelle Signalspitzen hat. Digitale
Compressoren besitzen dafür häufig die
Look ahead-Funktion.
Damit wird das Audiosignal leicht verzögert. Der Kompressor erkennt die Pegelspitzen nun
bevor sie am Ausgang sind & kann rechtzeitig reagieren.
Man darf Attaktime also NICHT mit der Attacktime bei Synthesizer gleichsetzen. Das Reultat
ist eher umgekehrt. Bei langer Attacktime wird man ein "knackiges" Resultat
bekommen. Da die schnellen Signalspitzen ungehindert passieren können, bei sehr kurzer Attacktime
hingegen werden die Spitzen runtergedrückt...nur, wie lange bleibt das signal abgesenkt?
Damit kommt die
Releasetime
ins Spiel.
Mit der Releasetime stellt man ein, wie schnell der Kompressor, nachdem er runtergeregelt
hat (& nicht aufgrund neuer Signalspitzen erneut zum runterregeln angeregt wird) mit
dem Runterregeln aufhören soll. Attack- & Releasetime haben somit einen ganz
erheblichen Einfluss darauf, wie wild oder wie gemächlich ein Kompressor das Signal
moduliert & können sehr bewusst zum modelieren der Dynamik genutzt werden.
Vielleicht denkt nun der eine oder andere, dass der perfekte Kompressor zum "Lautmachen"
eine unendlich schnelle Attack & Releasezeit haben sollte...er lässt nix durch, das
über einen bestimmten Pegel geht, macht aber sofort wieder auf, damit nichts unterdrückt
wird, das nach einer Signalspitze kommt. Einen solchen "Kompressor" gibts, denn
jeder übersteuerte Verstärker (auch als Verzerrer oder Distortion als solchen zu kaufen)
macht genau das! Ich versuche dies anhand einer einsamen, tiefrequenten Sinusschwingung zu
erklären.
Sobald die Schwingung den Threshold übersteigt, regelt der Compressor zu.
Wenn das Signal wieder absinkt, öffnet der Compressor...die Folge: Die Schwingung wird
oben zusammengedrückt. Beim negativen Teil der Schwingung passiert dasselbe & aus dem
Sinus wird etwas, das eine Ähnlichkeit mit einem Rechteck hat.
Wenn ein Kompressor zu schnell arbeitet, entstehen somit Verzerrungen. Je tiefer die Frequenzen
sind, welche dem Kompressor zugeführt werden, desto länger müssen somit die Regelzeiten
sein.
Somit wird deutlich, das es keine optimalen, sehr schnellen Regelzeiten gibt, denn diese
sind vom Eingangssignal abhängig. dafür haben einige Hersteller eine Automatisation der
Regelzeiten erfunden, die meistens mit
Auto
bezeichnet wird.
Auto regelt dabei die Attack & Releasezeiten & hält sie so langsam wie nötig,
aber so schnell wie möglich...meistens!
Einige günstige Geräte hingegen haben mit der Autostellung einfach fixe Werte
eingestellt...jämmerlich!
Andere Hersteller regeln nur die Releasezeit, so kann der Benutzer mit der Attacktime
immer noch selber bestimmen, auf welche Art der Kompressor arbeiten soll & kommt
trotzdem in den Genuss einer programmabhängigen Releasezeit.
Fast vergessen habe ich den Parameter
Makeup Gain,
Häufig auch nur als Gain bezeichnet.
Mit diesem Poti wird das Signal angehoben, da ein Kompressor absenkt, sollte man auch
wieder verstärken können...& genau das macht man damit!
Einige Kompressoren haben die Funktion
Autogain
...die jedoch nur korrekt funktioniert, wenn die Attaktime auf 0 steht. Dazu ein wenig Mathematik:
Wenn der Threshold auf -6dB steht & die Ratio auf 2:1, kann das Ausgangssignal (mit
einer superschnellen Attack) nie höher als -3dB sein...somit kann der Makupgain auf +3dB
stehen & das Ausgangssignal wird trotzdem nie über 0dB sein.
Ein weiteres Feature, das viele Kompressoren bieten ist die Umschaltung zwischen
Softknee & Hardknee.
Die Hersteller haben verschiedene Bezeichnungen für Softknee, dbx z.b.
nennt Softknee "overeasy". Jeder Kompressor ist entweder Soft-oder Hardknee,
einige können beides.
Bei Softknee setzt beim Threshold die Kompression nicht hart ein, sondern bereits vor dem
Threshold wird das Signal ein wenig verdichtet & erst über dem Threshold wird es
effektiv mit der eingestellten Ratio "zusammengedrückt".
Der Kompressor hat somit einen Bereich, in dem die Ratio kontinuierlich zunimmt, die Kompression
setzt sanfter ein & wirkt unauffälliger.
Einige Vintagekompressoren haben keinen Ratio-Poti, sondern ein "grosses Knie"
& je kräftiger man den Kompressor ansteuert, desto höher wird die Ratio.
Häufig findet man auch einen
Sidechain-Eingang
Wofür ist denn das nun?
Der Sidechain-in ist ein separater Eingang, mit dem man den regelkreis des Kompressors
ansprechen kann.
Eine typische Anwendung ist z.b. das Ducking, das vorallem bei amerikanischen
radiostationen sehr beliebt ist. Dabei gibt man auf den (normalen) Eingang des Kompressors
die Musik & auf den Sidechain den Sprecher.
Immer, wenn der Sprecher etwas sagt, regelt der Kompressor nun die Musik leiser. Beim Ausgang
vom Kompressor hört man dabei natürlich keine Stimme, die geht nur in den Steuereingang
& muss anschliessend noch der Musik beigemischt werden.
Eine andere Möglichkeit ist, dem Sidechain dasselbe Eingangssignal zu geben wie am Eingang
liegt, vor dem Sidechain noch einen Equalizer einzuschlaufen. Nun hebt man die Frequenzen
an, bei denen der Kompressor reagieren soll. Sehr beliebt ist dies z.b. fürs "De-Essing".
Dabei schneidet man z.b. mit einem durchstimmbaren Hochpass alles weg ausser die Höhen
& betont zusätzlich noch die Frequenz, bei der das S am lautesten ist (je nach
sänger zwischen 5-10kHz). Jedesmal, wenn der Sänger nun ein S singt, regelt der Kompressor
das Signal...das kann man soweit treiben, bis der Sänger lispelt.
Einige Kompressoren haben dafür auch feste Presets, bei denen intern vor dem Regelkreis
ein Equalizer ist. typisch ist dabei
Contour.
Dabei werden vor dem Regelkreis die Bässe abgesenkt. Somit reagiert der Kompressor
weniger stark auf die Bassanteile, die häufig am meisten Energie haben & dann bei
jedem Bassimpuls das ganze Signal "zusammenreissen"...ausser wenn Contur
aktiviert ist.
Dies ist einerseits eine interessante Möglichkeit, andererseits werden nun auch häufig
grosse Signalspitzen durchschlüpfen, immer dann, wenn ein kräftiger Bassimpuls kommt.
Besonders flexible Kompressoren bieten sogar extra equalizer für den (internen) Sidechain.
Eine Möglichkeit beim Einsatz auf der Stimme währe z.b., mit diesem Equalizer die S-
& die Popleute anzuheben, damit der Kompressor eben diese absenkt.
Ein weiteres Feature, das man gelegentlich findet, ist die Umschaltung
Peak/RMS.
Peak bedeutet, dass der Kompressor aufgrund der Signalspitzen reagiert. RMS hingegen
bedeutet, dass er die Energie des Signals als Ausgangslage braucht.
Als Beispiel: Weisses Rauschen hat extrem viel Energie im Verhälniss zum Pegel, da es
immer konstant gleich laut ist & somit immer "voll Rohr". Ein Percussionsinstrument
hingegen hat eine sehr hochpeglige Attackpase & danach einen viel tieferen Pegel, das
Verhältniss Peak/ zu Enerie ist dabei viel schlechter.
Als Faustregel gilt:
Will man die Lautheit eines Signales regeln (nicht begrenzen!), benutzt man "RMS".
Will man die Signalspitzen begrenzen, benutzt an "Peak".
Nicht vergessen sollte man die Funktion
Stereo Couple, auch Link genannt.
Diese bewirkt, das im Kompressor das linke & das rechte Signal immer gleich stark
bearbeitet werden. Wenn man ein Stereosignal bearbeitet, sollte man unbedingt Stereo-Couple
/ link aktiviert haben, da sonst das Stereosignal ständig im Panorama wandert.
Zum Abschluss nun noch zur funktion der
Pegelmeter.
Häufig lassen sich diese umschalten zwischen Gain Reduction, Input & Output.
Während sich Input & Output eigentlich von selbst erklären, zeigt Gain Reduction an,
wie stark das der Kompressor arbeitet & wann er wieviel dB absenkt.